4.
Regionalisierung statt Globalisierung
Die
Gremien der EU, allen voran die Europäische Kommission, unterstützen
und forcieren die grenzenlose Globalisierung, die vor allem von den
Verfechtern der neoliberalen Doktrin zum Dogma erhoben wurde. Die
Auswirkungen dieser Politik wurden nie in Frage gestellt. Als
wissenschaftliche Begründung wird das Theorem von der Nutzung des
komparativen Kostenvorteils von David Ricardo herangezogen. Dieses
mehr als 200 Jahre alte Theorem hat aber nur bei globaler
Vollbeschäftigung Gültigkeit und die haben wir definitiv nicht.
Eine weitere Bedingung ist, dass die Preise fair von gleich starken
Partnern ausgehandelt werden, auch das ist heute bei weitem nicht
zutreffend.
Ehrlicher
wäre es, wenn die Befürworter der Globalisierung zugeben würden,
dass der neoliberale Kapitalismus deshalb in die ganze Welt
hinausgetragen wird, weil das wirtschaftliche Wachstum in den alten
Industrieländern an seine Grenzen stößt und dadurch eine weitere
Kapitalakkumulation schwierig wird. Also, so die
neoliberal-kapitalistische Denkweise, muss man die Türen aufstoßen
und in all die Länder gehen, die noch ein großes Wachstumspotential
vor sich haben.
Mit
der Globalisierung steigt der Wettbewerbsdruck, denn die Teilnehmer
des globalisierten Marktes haben nicht mehr dieselben, oder
wenigstens ähnliche Konditionen, was eigentlich für eine
Marktwirtschaft erforderlich ist. Die Globalisierung führt dazu,
dass die Unternehmen immer mehr in den Niedriglohnländern
produzieren oder produzieren lassen und verkauft wird hauptsächlich
in den früheren Industriestaaten und in den Schwellenländern, in
denen die Bevölkerung ein höheres Einkommen hat. Das kann auf die
Dauer nicht gut gehen, denn dies führt zu den
Handelsbilanzüberschüssen und -defiziten, die auch die Krisen der
letzten Jahre herbeigeführt haben.
Der
globalisierte Wettbewerb zwingt auch alle Marktteilnehmer mit der
gleichen Effektivität zu produzieren, das bedeutet, dass die
Menschen in den tropischen Ländern genauso „malochen“ müssen,
wie das in den gemäßigten Breitengraden üblich und möglich ist.
Unter tropischen Bedingungen ist das aber auf die Dauer gar nicht
möglich. Dies ist mit ein Grund, weshalb viele Staaten durch die
Globalisierung völlig unter die Räder kommen, ihre Betriebe haben
gegen die Billigangebote vor allem aus China keine Chance, den
Wettbewerb zu bestehen, die Bevölkerung dieser Staaten stürzen von
der Armut ins Elend.
Die
Wirtschaft dieser Länder wird richtig in die Zange genommen, auf der
einen Seite durch die Billigangebote an industriell gefertigten
Produkten aus den Schwellenländern und andererseits durch
subventionierte Billigangebote an landwirtschaftlichen Produkten aus
den Industriestaaten. Viele Entwicklungsländer, besonders in Afrika,
verlieren dabei völlig ihre wirtschaftliche Selbständigkeit.
Die
Globalisierung birgt neben der Beschleunigung des Klimawandels und
der Ausbeutung der Rohstoffe weitere große Gefahren. Durch die
rasche, weltweite Anwendung von neuen Technologien, deren Einflüsse
auf die Natur und die Menschheit noch unklar sind, steigt die Gefahr,
dass unerkannte Nebenwirkungen dann in der ganzen Welt wirksam
werden.
Die
Globalisierung führt auch zu einer globalen Verbreitung und z.T.
einer Dominanz der westlichen Kulturen, was in vielen Ländern zu
Unruhen und Aversionen führt, vor allem in muslimisch geprägten
Regionen. Viele terroristische Aktivitäten müssen in diesem
Zusammenhang gesehen werden.
Oft
wird gesagt, dass die Globalisierung unumkehrbar sei. Ja warum sollte
denn das so sein? Globalisierung ist kein Naturgesetz, oder? Es ist
von Menschen erdacht und gewollt worden, früher unter kolonialen
Bedingungen, heute unter neoliberalen Marktregeln. Und alles was von
Menschen ersonnen und durchgesetzt wurde, kann auch wieder verändert
werden. So auch die grenzenlose Globalisierung.
Die
Alternative ist natürlich nicht der Rückfall zur Kleinstaaterei und
der völligen Abschottung. Nein – Die
Alternative ist die Einrichtung von Freihandelszonen in denen sich
Staaten mit ähnlicher Kultur und ähnlichem Entwicklungsstand
zusammenschließen, einen gemeinsamen Markt bilden und sich in ihrem
Rhythmus entwickeln können.
Europa
kann dafür ein Vorbild sein, in Nordamerika gibt es die NAFTA und es
gibt die GUS in der früheren Sowjetunion. In Südostasien entwickelt
sich die ASEAN, in Lateinamerika die ALBA. China und Indien sind
eigenständig groß genug. Ideal wäre es, wenn sich alle
afrikanischen Staaten südlich der Sahara zu einer Wirtschaftszone
zusammenschließen würden und alle arabischen Staaten mit dem Iran,
Pakistan, Afghanistan und vielleicht auch die Türkei, sie hätte als
assoziiertes Mitglied der EU eine wichtige Funktion als Bindeglied.
Natürlich
sollte zwischen diesen Zonen weiterhin Handel und technischer
Austausch getrieben werden, aber nicht alle automatisch unter den
gleichen Bedingungen und auch nicht ohne Zollschranken. Die Menschen
brauchen mehr Freiheiten und Selbstbestimmung und nicht die Diktatur
einer neoliberalen Globalisierung. Die geplanten Abkommen CETA und
TTIP sind daher strikt abzulehnen.
Ganz
wichtig ist auch, dass nationale Maßnahmen für den Klima- und
Ressourcenschutz nicht durch Freihandelsbestimmung blockiert werden.
Im
Rahmen dieser neuen Politik der Regionalisierung müssen auch in der
Entwicklungszusammenarbeit neue Akzente gesetzt werden. Den Ländern,
die eine Hilfe anfordern, muss entsprechend einem umfassenden
Entwicklungsplan die erforderliche Unterstützung gegeben werden,
damit sie das Elend überwinden und alle Menschen ein würdiges Leben
führen können.
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