Manifest für ein zukunftsfähiges Deutschland
auf
dem Weg zur solidarischen, ökologisch-sozialen Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung
(Kurzfassung
des Manifests zur Anregung einer vertiefenden Diskussion)
auf dem Weg zur solidarischen, ökologisch-sozialen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
Aufruf
zur
Gestaltung einer grundlegend neuen Politik, die uns aus der Sackgasse
herausführen wird, in die wir seit über 40 Jahren immer tiefer
hineingeführt wurden.
Wir
wollen ein Ende
-
der Zerstörung unserer Umwelt durch den Klimawandel und den Ressourcenverbrauch,
-
der Spaltung unserer Gesellschaft in Reiche und prekär Beschäftigte und Erwerbslose,
-
des wirtschaftlichen Wachstums um jeden Preis,
-
der maßlosen Spekulation an den Finanzmärkten und Börsen,
-
der Ausbeutung der Menschen in den ehemaligen Kolonialländern, und
-
wir wollen ein Ende der Unterstützung der imperialen Politik der Großmächte , die sich auf Militär und Gewalt zur Sicherung und Ausweitung ihres Besitzstandes stützen.
Das
Ziel ist
eine solidarische, zukunftsfähige Gesellschaft, in der alle
Menschen, auch die zukünftigen Generationen, in Würde leben können.
Ein
gutes Leben für alle ist möglich!
Der
Irrweg der letzten 40 Jahre
Der
neoliberale Turbokapitalismus der Industriestaaten führte durch den
hohen Verbrauch der Rohstoffe und den Klimawandel in die größte
Krise der Menschheit, die Bewohnbarkeit der Erde ist in großer
Gefahr. Wir zerstören die Lebensgrundlagen der zukünftigen
Generationen. Er fördert dramatisch die Spaltung in Arm und Reich.
Das neoliberale Denken zerstört die Solidarität zwischen den
Menschen, Nationen und Kontinenten. Der Wachstumszwang des
Kapitalismus erfordert einen schrittweisen Übergang auf die
historisch neue Solidarische
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Wir
greifen im Folgenden einige im Manifest angesprochene Problemkreise
heraus, bei denen Neuansätze besonders dringlich sind:
In
Etappen zum Ziel
1.
Klimaschutz, Rohstoffnutzung und nachhaltiger Konsum
Der
UNO-Klimarat hat ermittelt, dass der jährliche Ausstoß von
Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf 2 t äquivalent CO2/Person
reduziert werden muss, heute stoßen wir in Deutschland 11,7 t aus.
Damit dieses Ziel erreicht werden kann, schlagen wir folgende
Veränderungsschritte am EU-Emissionszertifikate-System vor:
1.
Schritt: Alle
Produzenten und Importeure von fossilen Rohstoffen und Unternehmen
mit Treibhausgas emittierenden Produktionen müssen
Emissionszertifikate (EZ) ersteigern. Die Menge an erwerbbaren EZ
wird jährlich so reduziert, dass bis 2050 der Zielwert erreicht
wird. Die Preise der Produkte beinhalten die Kosten für die
Zertifikate. Wir schlagen vor, die Einnahmen aus der Versteigerung
der EZ an alle Bürger in gleicher Höhe auszubezahlen. Für den
Durchschnittsverbraucher werden die steigenden Kosten damit
ausgeglichen. Die Wenig-Verbraucher erhalten darüber hinaus einen
Bonus.
2.
Schritt: Der
Kostenanteil für den Erwerb der EZ ist beim Verkaufspreis der
Produkte und Dienstleistungen wie die MwSt. separat auszuweisen.
Durch die Kostentransparenz erkennen BürgerInnen und Unternehmen,
wie sie ihren Ausstoß an Treibhausgasen möglichst wirksam senken
können.
Dadurch
wird ein schrittweiser Übergang in eine ökologisch nachhaltige
Kreislaufwirtschaft erreicht, und es wird in bescheidenem Maße die
weitere Öffnung der Arm-Reich-Schere vermindert.
2.
Umrisse zur Gestaltung der solidarischen Gesellschaft
Gerechtere
Entlohnung: Im
Vordergrund dringlicher Maßnahmen steht aus unserer Sicht die
gerechtere Verteilung der gemeinsam erwirtschafteten Werte der
gesamten Gesellschaft und damit die Möglichkeit der Teilhabe aller
Mitglieder am GUTEN LEBEN. Da mit den bisherigen Tarifabschlüssen
immer weniger Lohn- und Gehaltsempfänger erfasst werden, wird ein
über-greifender Weg vorgeschlagen: Es wird ein Solidaritätsrat
aus Vertretern
aller zuständigen gesellschaftlichen Organisationen und Bereiche
gewählt. Dieser Rat erarbeitet u.a. eine gestaffelte
Entlohnungsordnung, die auch einer Volksabstimmung zur Annahme
vorzulegen ist. Darin wird für alle Tätigkeiten (von der Hilfskraft
bis zum Konzerndirektor) eine angemessene Bandbreite der Entlohnung
festgelegt. Es wird vorgeschlagen, dass die maximale Entlohnung das
10 bis 15- fache des bundesweiten Durchschnittslohnes nicht
übersteigt und der Mindest-lohn mindestens 60 % des
Durchschnittslohnes beträgt.
In
einem weiteren Schritt wird der Solidaritätsrat auch Vorschläge für
die Sozialleistungen und die Wertschätzung der Familienarbeit
vorlegen.
Angemessene
Gewinne aus Kapital und Unternehmen:
Gewinne aus Kapital führen zum Wachstumszwang. Alles Kapital
entsteht durch den Einsatz der Produktionsfaktoren Arbeit und
natürliche Ressourcen. Gewinn aus Kapital ist deshalb eine indirekte
Belohnung für den
Verbrauch von Rohstoffen – das ist grundsätzlich falsch!
Gewinne
aus Unternehmen entstehen durch die Leistungen aller
MitarbeiterInnen. Überhöhte Gewinne sind eine Ausbeutung der
MitarbeiterInnen, der Zulieferbetriebe oder der KundInnen, sie sind
in einer solidarischen Ökonomie zu begrenzen. Wir schlagen vor:
-
Sparguthaben und ähnliche Geldanlagen werden nur noch in Höhe der Inflation verzinst, womit der Geldwert gesichert wird. Bei den Kreditzinsen erfolgt ein angemessener Aufschlag für Bearbeitungskosten und gegebenenfalls Kreditausfallversicherungen, womit der aus-kömmliche Betrieb der Sparkassen und Banken gesichert wird. Erlöse aus Beteiligungen orientieren sich ebenfalls an den Kreditzinsen.
-
Gewinne aus Unternehmen werden bis zu einer Höhe von 5 % der Lohnsumme mit einem Eingangssteuersatz besteuert, sofern der Gewinn für Zukunftsinvestitionen im Betrieb verwendet wird. Höhere Gewinne und Gewinne aus Kapital werden nach einer progressiven Einkommenssteuertabelle besteuert.
Die
erforderliche große Steuerreform: Zur
Senkung der Staatsschulden sollte diese Reform mindestens 100 Mrd. €
jährlich erbringen, um damit die Staatsschulden innerhalb der
nächsten 12 Jahre, vor allem im Blick auf die kommende
geburtenschwache Generation, halbieren zu können. Dazu müssen vor
allem die noch vorhandenen Steuerschlupflöcher systematisch
geschlossen und im Wesentlichen die Steuern und Spitzensteuersätze
der 80er Jahre wieder eingeführt werden. Insbesondere mit einer
wirksamen Erbschaftssteuer und der Wieder- einführung der
Vermögenssteuer wird die Geldanhäufung bei den wenigen Superreichen
und damit ein angemessener Lastenausgleich erzielt werden.
Das
Ende der Deregulierung der Finanzmärkte:
Die Spekulation an den Finanzmärkten kann zwar nur international
ganz beseitigt werden, folgende Maßnahmen können aber auch nur
national eingeführt werden:
-
Verbot der Spekulation mit Rohstoffen, Nahrungsmitteln, Derivaten, Verbriefungen,
-
Verbot von Hedgefonds, Schattenbanken und Geschäftsverbindungen in Steueroasen.
-
Die Börsenumsatzsteuer wird wieder eingeführt, der Millisekunden-Handel wird verboten, Ausübung des Stimmrechts und die Ausschüttung von Dividenden für Aktien erst nach einer Mindesthaltezeit von 2 Jahren.
-
Zur Vermeidung von „systemrelevanten Banken“ darf eine Bilanzsumme von etwa 250 Mrd. € nicht überschritten werden,
-
Banken müssen Kredite für Spekulationszwecke mit mindestens 50% Eigenkapital hinterlegen.
Ziel
muss auch sein, dass die Finanztransaktionssteuer möglichst in der
ganzen EU eingeführt wird. Als nächster großer Schritt ist
anzustreben, dass die Eurostaaten das Vollgeld-Prinzip einführen.
Die Geldmenge wird dann nur noch von der EZB mit den Zentralbanken
der Länder bestimmt und dem Bedarf der Realwirtschaft angenähert.
Die Demokratisierung der
Unternehmen:
Ziel der solidarischen Gesellschaft ist die Weiter-entwicklung der
partnerschaftlichen Zusammenarbeit in den Betrieben und ihre
gemeinwohl-dienliche Ausrichtung. Dazu ist eine entsprechende
Neufassung des Betriebsverfassungs-gesetzes erforderlich, mit einer
Ausweitung der Mitbestimmungsrechte der Betriebs- und Personalräte,
sowie einer grundsätzlichen Neubesetzung der Aufsichtsräte, in
denen zusätzlich Verbraucherorganisationen und Persönlichkeiten der
Region vertreten sind. Es sind auch neue Bilanzregeln festzulegen, so
dass daraus eine nachhaltige ökologische Entwicklung der Unternehmen
und ihre Gemeinwohldienlichkeit erkennbar werden.
Die
Bildungs- und Familienpolitik der solidarischen Gesellschaft: Zur
schrittweisen Annäherung an das Ziel einer Chancengleichheit sind
die vielfältigen Maßnahmen zur Unterstützung der Familien,
insbesondere der Frauen und Mütter bei der Betreuung von
Kleinkindern, zu verstärken. Begonnen mit einer Kindergrundsicherung
muss es selbstverständlich werden, dass die Ausbildung vom
Kindergarten bis zur Universität von der Gemeinschaft getragen wird.
Darin ist auch die Förderung der lebenslangen berufsbegleitenden
Weiterbildung einzubeziehen.
Die
solidarische Kranken- und Rentenversicherung: Der
ökologische Umbau und zugleich der demographische Wandel führen zu
erhöhten Belastungen der kommenden Generationen. Eine möglichst
gerechte, solidarische Lastenverteilung dieser wachsenden
Aufwendungen kann nach unserer Meinung nur durch eine tiefgreifende
Reform der Kranken- und Rentenversicherung gelöst werden. Von
Österreich kann dabei gelernt werden, dass mit der Einbeziehung
aller BürgerInnen, also auch der Beamten und Selbständigen, auch
der PolitikerInnen in die gesetz-lichen Krankenkassen bzw. in das
Rentensystem die Beiträge insgesamt relativ gesenkt werden können.
Dabei ist die Staffelung nach den Einkommen Voraussetzung. Die
Abstimmungen mit dem Solidaritätsrat sollen dabei sichern, dass
niemand von Altersarmut bedroht wird, wobei es nötig sein kann, sehr
hohe Renten zu begrenzen.
Einwanderung
und Zuzug, teilweise durch Ausbildungshilfen unterstützt, können in
Zukunft eine bedeutende Entlastung darstellen und stellen die
positive Seite der aktuellen Flüchtlings-situation dar.
3.
Die Außen- und Friedenspolitik der solidarischen Gesellschaft
Die
Europapolitik der solidarischen Gesellschaft:
Ein wirklich historisch zu nennender Einigungsprozess führte nach
dem 2.Weltkrieg schrittweise fast alle europäischen Staaten seit 70
Jahren zu einer Friedensperiode mit anwachsendem Wohlstand für
viele. Das Projekt der Einigung Europas gerät durch die neoliberale
Politik in eine bedrohliche Zerreißprobe. Wir wollen ein
solidarisches und ökologisches Europa der BürgerInnen. Immer
dringlicher werden zügige Schritte in Richtung einer europäischen
Verfassung und zu Abstimmungen in der Wirtschafts- und Steuerpolitik.
Staaten mit einer gemeinsamen Währung benötigen auch eine
gemeinsame Wirtschafts- und Sozialpolitik. Dies sind Ausgangspunkte
für eine solidarische Zusammenarbeit bei der Lösung der
Staatsschuldenkrise und den ungleichen Handelsbilanzen in Europa.
Gerade Deutschland muss seine unsolidarische Politik beenden.
Zunehmende
Regionalisierung und begrenzte Globalisierung :
Die weitgehende Durchsetzung neoliberaler Marktregeln führte global
überwiegend zu Problemen vor allem in den Niedrig-lohnländern, zur
weltweiten Vergrößerung der Arm-Reich-Schere und zur Beschleunigung
des Klimawandels. Die Alternative ist nicht Abschottung, sondern eine
zunehmende Regionali-sierung mit der Einrichtung von Wirtschaftszonen
für Staaten mit ähnlichen Kulturen und ähnlichem
Entwicklungsstand. Deshalb sind die geplanten Abkommen CETA u TTIP
strikt abzulehnen. Positive Fortschritte in der Wissens-, Technik-
und Internetentwicklung sind weiterhin unverzichtbar. In einer fairen
globalen Zusammenarbeit sind sie von wachsender Bedeutung im Kampf
für erneuerbare Energien und gegen den Klimawandel.
Die
Friedenspolitik der solidarischen Gesellschaft:
Im vorherrschenden neoliberalen Klima, verstärkt durch die
hegemoniale Politik einiger Großmächte, sind zunehmende
Auseinander-setzungen wegen der Ressourcenausbeutung und, als Folge
der willkürlichen Grenzziehungen durch die Kolonialmächte, ethnisch
oder religiös bedingte Bürgerkriege zu erwarten.
Zunehmend
ist mit Naturkatastrophen, die vom Klimawandel verstärkt werden, zu
rechnen. Dadurch bedarf es eines neuen Sicherheitskonzepts unter dem
Dach der UNO. Deutschland sollte sich in dieser Situation
schrittweise von der Unterstützung imperialer Politik lösen und
eine Brückenfunktion wahrnehmen. Gerade in der aktuellen Lage sind
Schritte in der Abrüstung effektiv mit dem Aufbau eines Hilfs- und
Friedenscorps zu verbinden. Deutschland sollte bei drohenden
Konflikten und nach Naturkatastrophen helfend eingreifen, wenn es von
der UNO und den betroffenen Staaten dazu aufgefordert wird. Damit
kann die Wende vom imperialen Gegeneinander zu einer nützlichen
Kooperation und dem friedlichen Miteinander der Staaten wesentlich
gefördert werden.
Unsere
große Bitte
Wir bitten alle BürgerInnen und Organisationen, die sich für eine bessere, eine ökologisch-soziale und solidarische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und für eine Friedenspolitik engagieren, für eine „Dachorganisation“, ein Forum, einen Zusammenschluss, oder eine Bewegung einzutreten, in der die Ziele für eine globale solidarische Gesellschaft abgestimmt und eine gemeinsame Strategie zur Durchsetzung der notwendigen Veränderungen erarbeitet wird. Sobald dieser Zusammenschluss gegründet ist, bitten wir um eine aktive Mitarbeit.
Autor:
Franz Groll
(franz.groll@gmx.de),
unterstützt von Michael Ziege, Friedrich Naehring, Hermann Dörner
(Dresden); vorläufige Homepage: www.FranzGroll.de
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